Was Stress im Körper auslöst

Schon bei gefühlter Bedrohung löst das Gehirn in unserem Körper eine Stressreaktion aus, die das gesamte System auf körperliche Höchstleistung trimmt.

Schon gefühlte Bedrohung reicht.

Wie ich im Artikel über das Leib-Seele-Problem des Gehirns und ein paar Fakten darüber aufgezählt habe, reagiert das Gehirn bei gefühlter Bedrohung mit einer Stressreaktion. Das Gehirn ist nicht direkt dafür gebaut, dass wir Menschen lange und glücklich leben. Die meisten Strukturen dienen in erster Linie dem Überleben und dem Fortbestand der Art. Dieser Mechanismus war zu Urzeiten schon überlebensnotwendig.

Körperprozesse

Hormone

Die Notfallreaktion wird vom Emotionszentrum ausgelöst und der Körper beginnt Stresshormone zu produzieren. Der Sympathikus, der leistungssteigernde Teil unseres Nervensystems, wird über das Hormon Noradrenalin durch unser Stammhirn aktiviert. Dieser stimuliert das Nebennierenmark, Adrenalin und Cortisol freizusetzen. 

Kreislauf

Diese Hormone wirken sich auf unseren Blutkreislauf aus. Blutdruck und Puls steigen an und die Muskulatur von Armen und Beinen wird besser durchblutet. Die Atmung beschleunigt sich und die Bronchien werden geweitet. Es wird Energie bereitgestellt und in Form von Zucker und Fetten in den Blutkreislauf abgegeben.

Unnötige Energieverbraucher, wie Verdauung und die Durchblutung innerer Organe, werden heruntergefahren. Die Schmerzempfindlichkeit wird herabgesetzt.

Gesamtsystem

Der komplette Körper wird auf die Notfallprogramme Flucht, Angriff oder Verteidigung vorbereitet. Als Vergleich: der Motor läuft im Standgas auf hohen Umdrehungen. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass diese bereitgestellte Energie wieder abgebaut wird.

Negativer Stress im Alltag

Positiver Stress oder kurze Belastungen, denen eine Zeit der Erholung folgt, sind gesund. Er hilft auch mit herausfordernden Situationen zurechtzukommen.

Dauerbelastung

Bei negativer Dauerbelastung kommt es jedoch zu sehr ungesunden Dauerfolgen. Werden wir in einer Besprechung von unserem Vorgesetzten herabgesetzt oder fühlen uns auch nur unfair behandelt, dann reagieren wir wie vor 100.000 Jahren. Jetzt sitzen wir in einem Meeting mit vielen Menschen und unser Körper ist auf Höchstleistung getrimmt und … dürfen nicht reagieren. Wir können nicht weglaufen und die 30 Minuten rennen, um das bestellte Fett-Zucker-Gemisch aus unseren Adern zu spülen und um wieder klar denken zu können. Es ist immer noch das Emotionssystem am Zug. Also bleibt alles da, wo es ist.

Körperliche Folgen

Langfristig hat chronischer Stress Schädigungen der Gesundheit als Folge. Wir werden gereizter und nervös. Es kommt zu Verspannungen und Konzentrationsstörungen. Hält die Belastung länger an, folgen unter anderem Schlafstörungen, Migräne und Lustlosigkeit. Es schlägt „auf den Magen“. Die konstante Belastung der Herzkranzgefäße durch Fett und Zucker führt zu deren Verstopfung.

Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel schädigt das Immunsystem von Magen, Nieren, Herz und Gehirn. Die Lernfähigkeit wird beeinträchtigt und die Muskelmasse reduziert.

Verantwortung im Beruf

Ich hoffe, ich konnte hier die große Bandbreite an Folgen von konstantem Stress – auch im Berufsalltag verdeutlichen. Ich finde, dass jeder von uns seinen Teil dazu beitragen muss, sich selbst und auch seine Mitarbeiter vor diesen Folgen zu schützen.

Eine besondere Verantwortung liegt, meiner Meinung nach, auch bei den Geschäftsführern und Führungskräften. Wer in seine Mitarbeiter investiert, muss auch eine Umgebung schaffen, in denen diese vor dieser Art von Körperverletzung geschützt sind.


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